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Chateau Rayas ist ohne Zweifel eine der großen Legenden der Weinwelt. Wohl kaum ein Liebhaber kraftvoller Rotweine hat diesen Namen nicht auf seiner Wunschliste. Dabei bleibt für die Meisten von ihnen die Gelegenheit. diesen Mythos einmal selbst zu verkosten leider für immer ein Wunschtraum. Und das liegt nicht nur an den Preisen, die inzwischen für eine Flasche Chateau Rayas verlangt werden, sondern hauptsächlich an den extrem beschränkten Möglichkeiten, sicht überhaupt eine davon zu ergattern.

Etwa zwischen zehn- und zwanzigtausend Flaschen Erstwein werden auf Chateau Rayas jährlich erzeugt, dazu kommen je nach Jahrgang bis zu 12000 Flaschen Zweitwein, der den Namen Pignan trägt, sowie maximal 4000 Flaschen - in seiner Qualität äußerst umstrittener - Rayas blanc. Vor dem Hintergrund einer über die ganze Welt verteilten Fangemeinde sind diese Mengen geradezu verschwindend gering.

Dazu kommt, dass die längste Zeit niemand einfach auf dem Gut aufkreuzen und sich ein paar Flaschen Rayas in den Kofferraum packen konnte. Noch den allermeisten Besuchern, ganz gleich ob sie nun Einkäufer, Journalisten oder Privatleute waren, blieb der Eintritt in das unscheinbare Gebäude einige Kilometer nordöstlich von Chateauneuf-du-Pape verwehrt. Auch nach telefonischer Voranmeldung konnte man sich keineswegs sicher sein, dass einem jemand die Türe öffnete. Besonders der 1997 verstorbene Jaques Reynaud war bekannt dafür, Termine gern Termine sein zu lassen.

Doch auch auf den Preislisten der wenigen Händler, die Chateau Rayas direkt beziehen, wird man die Weine selten finden. Zumeist werden die wenigen Flaschen auf treue Stammkunden verteilt. Lediglich der Pignan sowie die exzellenten Tropfen des ebenfalls der Familie Reynaud gehörenden Chateau de Fonsalette sind etwas häufiger gelistet, doch nach Jaques Reynauds Tod scheint die Nachfrage auch nach diesen Gewächsen sogar noch gestiegen zu sein.

Über das Geheimnis der Qualität von Chateau Rayas Chateauneuf-du-Pape ist man sich in der Fachwelt nicht wirklich im Klaren. Einzigartig an ihnen ist, dass sie in jedem Fall zu hundert Prozent aus Grenache bestehen, was zumindest ihre trotz aller Kraft oft seidige, an Burgund erinnernde Textur erklären könnte. Ein weiteres Merkmal sind die leicht nach Norden geneigten, sandigen Böden, aus denen die hitzespeichernden "galets roules", faust- bis Kopfgroße Kieselsteine, für die Chateauneuf-du-Pape berühmt ist, nahezu völlig entfernt wurden. Diese Umstände führen zu einer im Vergleich zu vielen anderen Terroirs in Chateauneuf-du-Pape leicht verzögerten Reife und damit einer etwas längeren Vegetationsperiode, die durchaus für die enorme Komplexität und Geschmackstiefe der besten Chateau Rayas mitverantwortlich sein dürfte. Von besonderer Bedeutung sind ohne Zweifel die alten Rebstöcke und der Ertrag, der hier 20 Hektoliter pro Hektar kaum je übersteigt - für die gesamte Ernte! Der in den Erstwein fließende Anteil liegt in der Regel erheblich darunter.

Moderne Ausstattung oder gar Technik sucht man in den Kellern von Chateau Rayas Vergeblich. Lediglich für den Weißwein steht etwas Edelstahl bereit, der Rest sind alte Holzfässer. Hier werden die Weine aus den verschiedenen Parzellen der Lagen Le Rayas und Pignan getrennt ausgebaut. Vor der Abfüllung entscheidet schließlich die Qualität der einzelnen Partien, was in den Erstwein fließt und was in den Pignan, ganz gleich aus welcher Lage sie stammen. Dabei werden auch an den Pignan noch erhebliche Ansprüche gestellt, der daher seinem großen Bruder manchmal kaum nachsteht und für sich allein betrachtet immer noch zu den feinsten Chateauneuf-du-Pape gezählt werden kann.

Heute liegt die Verantwortung für Chateau Rayas in den Händen von Jaques Reynauds Neffen Emmanuel, der bereits vor der Übernahme des Gutes mit seinem Chateau des Tours in Vaqueyras bekannt geworden war. Mit Rayas übernahm Emmanuel Reynaud von seinem Onkel auch das Cotes-du-Rhone-Gut Chateau de Fonsalette. Hier entstehen ein Cotes-du-Rhone rouge aus Grenache, Cinsaut und Syrah, ein stets beeindruckender und ebenfalls sehr gesuchter Fonsalette Syrah, sowie ein Cotes-du-Rhone blanc aus Grenache blanc, Marsanne und Clairette.

Die Verkostung von 13 Jahrgängen hat auch im vergleich mit anderen Proben gezeigt, dass viele Rayas offensichtlich in der Flasche über die Zeit mehrere Höhen und Tiefen durchleben, sich jedoch niemals von einer wirklich abweisenden Seite zeigen und stets mit Genuss zu trinken sind. Dabei offenbaren die Weine ein für die Appellation ausgezeichnetes Alterungspotenzial. Selbst ein schwacher Jahrgang kann sich ohne Weiteres über 10 Jahre und mehr entwickeln und wird mindestens 15 Jahre in sehr guter Form bleiben. Die besseren Jahrgänge sind stets gut für 20 Jahre Entwicklung und in großen Ausnahmejahrgängen dürften die Weine auch 30 Jahre und länger in Bestform bleiben.

Höchst beeindruckend ist das enorme Qualitätsniveau von Chateau Rayas. Selbst in schwierigen Jahren wie 1993 und 1994 kamen hier ausgezeichnete Weine zustande, die über weit mehr Substanz, Geschmackstiefe und Komplexität verfügen als die meisten ihrer Konkurrenten. Die größten Überraschungen waren für mich der famose 97er und vor allem der 92er, von dessen Konzentration, Fruchtsüße und unglaublicher Frische ich begeistert war.

Als monumental stellten sich - weit weniger überraschend - die Jahrgänge 1990 und 1995 heraus. Beide zählen mit Sicherheit zu den größten Chateauneuf-du-Pape aller Zeiten. Dabei weist der 95 ein für Rayas ungewöhnliches, weil deutlich schwarzbeeriges Aroma auf und auch die Struktur scheint härter und kerniger zu sein als üblich. Hier ist das letzte Wort noch lange nicht gesprochen. Das Gleiche gilt auch für den 99er, dem ich durchaus zutraue, an die ganz großen Jahrgänge anzuknüpfen. Leider ließ der 79er nur noch erahnen, welchen unbeschreiblichen Genuss er wohl vor wenigen Jahren noch geboten hätte. Eine wunderbare Entschädigung hierfür bot jedoch der 83er. Inzwischen auf seinem Höhepunkt angelangt zog dieser Traumwein alle Register und präsentierte sich in einmaliger Verfassung.

Erhebliche Zweifel habe ich bei der Entwicklungsfähigkeit des 98ers und der Frage, ob dieser Wein tatsächlich zu den großen Rayas gehört. Ich tendiere zu einem Nein. Zwar verfügt er über enorme Ausmaße und das gewohnt betörende Aroma, doch scheint mir die Frucht doch sehr von Überreife und "Hitze" geprägt, was sich meiner Ansicht nach auch deutlich auf die Struktur auswirkt. Zudem weisen laktische Noten auf Probleme bei der Milchsäuregärung hin. Sollte es sich hier nicht um eine schlechte Flasche gehandelt haben, befürchte ich einen jähen Qualitätseinbruch in nur wenigen Jahren.

Die Verkostung fand im Restaurant "Im Fünften" im Steirerhof in Graz statt. Die Weine wurden in Dreierserien dekantiert und blind serviert. Die Auflistung der Ergebnisse folgt nach Jahrgängen und nicht nach der Verkostungsreihenfolge. Probiert wurden neben Rayas einige weitere Spitzenweine aus Chateauneuf-du-Pape sowie ein Fonsalette. Sie werden am Ende aufgelistet.

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